Gedankenbläschen #003: Ja, is denn heut schon Spielnachten?

Als Kind war für mich Weihnachten eigentlich Spielnachten. Denn die Familientradition schrieb vor, dass an diesem Abend gemeinsam ein von mir bestimmtes Brettspiel gespielt wurde. Dieses stand meist mit zwanzig anderen Brettspieltiteln auf meinem Wunschzettel, den ich in mühseliger Arbeit handschriftlich zusammengestellt hatte. Dazu wurde im Vorfeld der QUELLE-Katalog gewälzt und mehrere Stunden im ansässigen TOYS R US verbracht, um jede Spieleschachtel genau unter die Lupe zu nehmen. Die eigentliche Besonderheit an Spielnachten war, dass meine spieleverweigernde Mutter und mein mittlerer Bruder, der unseren Spaß beim Rivalisieren am Tisch nicht nachvollziehen konnte, mitspielten. Das war der Deal! Zusammen! Alle!
Da ich schon damals mein Umfeld mit meiner Spieleleidenschaft infizieren wollte, zerbrach ich mir schon Wochen vor dem Heiligen Abend den Kopf darüber, welches Spiel ich in die Auswahl brachte und welches ich im Backup haben sollte, falls meine Wahl nicht wie erwartetet einschlagen würde.
Mein schönstes Erlebnis war mit HASE UND IGEL, das uns nicht nur am Weihnachtstisch vereinte, sondern sogar noch Tage danach mehrmals zusammenbrachte. Für mich war dies das schönste Geschenk, das man mir machten konnte. Tatsächlich gelang mir ein vergleichbarer Erfolg erst viel später. Vor zwei Jahren wählte ich DIE HOLDE ISOLDE aus. Ein einfaches Kartenauswahlspiel, das schöne Entscheidungsmöglichkeiten bietet und Emotionen erzeugt. Zwei Wochen später schrieb mir mein mittlerer Bruder eine Nachricht: „Hab dieses Spiel von Weihnachten gekauft!“ Es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen.
Welches Spiel ich mir dieses Jahr für Spielnachten unter den Weihnachtsbaum legen werde? Ich weiß es noch nicht, aber AZUL und MEMOARRR! stehen hoch im Kurs.
Oder habt Ihr Vorschläge, liebe Lesende?
Schon jetzt wünsche ich Euch und mir ein schönes Spielnachten!