THE GAME – FACE 2 FACE : Ich schau Dir in die Augen, Kleiner!

Gemeinsam ist besser als einsam. Ich liebe kooperative Spiele. Aus diesem Grund war ich skeptisch, als ich THE GAME – FACE 2 FACE entdeckte. Dies ist die kompetitive Duell-Variante von THE GAME, das 2015 auf der Empfehlungsliste für das SPIEL DES JAHRES landete. Die einfachen Regeln verbunden mit einer eingeschränkten Kommunikation wurden dabei besonders gelobt.

Wie im Vorgänger geht es darum, die nummerierten Karten entweder aufsteigend oder absteigend abzulegen und somit alle Karten loszuwerden. Doch die vier Stapel aus THE GAME werden in dieser 2-Personen-Variante auf die Spielenden aufgeteilt. Einmal geht es für mich also strikt aufwärts, einmal nur abwärts. Außer ich habe exakt eine 10er Differenz auf der Hand. Dann darf ich entgegen der Richtung springen und beim aufsteigenden Stapel eine 22 auf eine 32 legen.

Mit der 42 könnte ich links springen und mit der 54 rechts.

Alle diese Regeln werden bei THE GAME – FACE 2 FACE beibehalten und mit einer Änderung gewürzt: man darf genau einer seiner Karten auf einen gegnerischen Stapel ablegen, wenn man diesen dadurch verbessert. Außerdem fülle ich als Belohnung meine Hand wieder auf sechs Karten auf. Dieser einfache Kniff sorgt meiner Ansicht nach für eine enorme Aufwertung und erhöht die strategische Komponente.

Auf die 52 beim Gegner kann ich eine höhere Zahl legen, weil ich seinen absteigenden Stapel dadurch verbessere. Der Pfeil darunter zeigt nach oben, sagt mir also: „Lege hier etwas höheres.“

Die eingängigen Regeln sind zwar schnell erklärt, doch bereitet es Anfängern Schwierigkeiten stets im Auge zu behalten, mit welchen Zahlenwerten man den gegnerischen Ablagestapel verbessert. Teilweise übersehe ich dies, weil ich zu sehr auf meine eigenen Karten fokussiert bin. Ich versuche, auf die kleinen Regungen meines Gegenübers zu achten. Hat er im vorigen Zug schon geschnauft und mir dadurch signalisiert, dass es eng für ihn wird? Soll ich noch eine weitere Karte ausspielen, damit ich mehr Karten nachziehen kann? Dazu muss ich allerdings eine Karte beim Gegner ablegen. Will ich das? Könnte es ihm etwas bringen? Teilweise verbaut man seinem Widersacher dann sogar unabsichtlich eine Sprungmöglichkeit, was dieser oftmals fluchend quittiert. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Jede Karte, die mein Gegenüber nicht anlegen kann, bedeutet möglicherweise eine deutliche Verbesserung bei mir. Manch verloren geglaubte Partie drehte sich noch, weil mein Gegner eine Karte auf meinem Stapel legte, dass ich plötzlich wieder springen konnte. Profis sollten sich merken, welche Karten bereits gelegt wurden. Ich brauche auf die 22 für meine 32 nicht warten, wenn die 22 schon weg ist.

Die optische Gestaltung möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sie ist an den Vorgänger angelehnt, sodass mir wieder der wenig ansehnliche Totenkopf auf den Karten entgegenblickt. Ansonsten ist die grafische Gestaltung zweckmäßig, was nicht negativ gemeint ist. Die Pfeile können auf dem Kopf gesehen helfen, um zu entscheiden, in welche Richtung ich beim Gegner anlegen kann.

THE GAME – FACE 2 FACE lädt gerade zum Wiederspielen ein. Mein Vater war nach drei Partien noch nicht müde, entdeckte immer weitere strategische Möglichkeiten. Eine Freundin gab sich nicht geschlagen und forderte eine Partie nach der anderen. Es motiviert und bietet bei einfachen Regel eine gute Spieltiefe. Wer in THE GAME besonders die eingeschränkte Kommunikation mochte, wird mit dieser Version vermutlich nicht glücklich werden. Schließlich beschränkt sich die Kommunikation hier auf etwas wie „Mh, leg ich das noch an. Oder doch bei dir? Nein, ich ziehen zwei Karten nach.“

Aber die Kartenanlegerei hat etwas magisch Meditatives an sich.
Überraschenderweise gefällt mir Koop-Held diese Version besser als das Original. Vielleicht gewinne ich ja doch lieber einsam.