SPIEL 2018 : Jedes Jahr anders, immer besonders

Ich bin kein Freund des Oktoberfests, das jährlich in meiner Heimatstadt stattfindet. Dies liegt nicht nur an den betrunkenen Menschen, die torkelnd durch die Stadt stolpern. Vielmehr stört mich der immer gleiche Auftritt und die Präsentation der Wiesn. Steige ich aus der U-Bahn kann ich vorhersagen, welche Stände mir gleich mit der immer gleichen Aufmachung entgegenstrahlen werden. Ich erkenne die gleichen Gesichter vom Vorjahr, die die selben Verkaufsgüter anbieten. Nur die Preise sind nach oben hin angepasst.
Ganz im Gegensatz zur meiner mit viel Vorfreude erwarteten Messe SPIEL. Sie balanciert nämlich perfekt zwischen altbekannter und neuer Präsentation. So fühle ich mich auf der einen Seite heimisch und auf der anderen Seite neugierig auf die ganzen Änderungen. Die bekannten Gesichter stehen teilweise bei ganz anderen Verlagen oder einige Stände finde ich woanders. Aber vor allem werden ganz frische Waren – unsere SPIELwaren – angeboten.
Meine erste Besonderheit, die mir dieses Jahr aufgefallen ist, ist, dass ich fast nur noch in den hinteren Hallen zu finden war. Die großen Verlage wie KOSMOS, PEGASUS und ASMODEE haben ihre Neuheiten bereits länger angekündigt und oftmals schon veröffentlicht. Selbst der Verlag HANS IM GLÜCK, der früher eisern im Vorfeld schweigsam war, hat seine Neuheit LIFT OFF schon bekannt gegeben gehabt. Natürlich ist dies für mich und viele andere Menschen von Vorteil. Es entzerrt die Hetze von Neuheit zu Neuheit. Trotzdem weine ich ein wenig den Zeiten nach, bei denen ich auch an diesen Ständen unbekannte Diamanten entdecken konnte. Aber halb so wild, bieten nun eben die Hallen 4 und 5 diese Möglichkeit. Und ich nutzte sie. Hier folgt eine kleine Auswahl, was in meinen Einkaufskorb wanderte.
EYE MY FAVORITE THING von JAPANO BRAND: ein Hybrid aus Stich- und Partyspiel. Wir schreiben zu einem selbst gewählten Thema (z.B. Lieblingsspiele) eine Liste und ranken sie im geheimen von 0 bis 5. Dann geben wir die Karten an einen Mitspielenden und ein klassisches Stichspiel startet. Ob mein CATAN das LIGRETTO vom Mitspieler schlägt, wird danach enthüllt.
Auch nur auf dem asiatischen Handel vorstellbar ist STRANGE VENDIG MACHINE von SOSO STUDIO. In sechs kleinen Boxen werden Karten gesteckt, wobei ich die vordere sehen und kaufen darf. Dafür werfe ich Pappmünzen in den Schlitz an den Boxen. Ich kann entscheiden, ob ich einen Automaten leere oder die vorderste Karten kaufen möchte. Pfiffig und auf jeden Fall ein Hingucker.
Drei Fälle mit den Namen SHERLOCK hat QSYSTEM angeboten. Wie für mich gemacht, müssen wir jeweils einen Mordfall aufklären. Dabei hat jeder Mitspielende Hinweise in Form von Karten auf der Hand und muss entscheiden, ob diese zur Aufklärung notwendig sind und deswegen offen ausgespielt werden müssen oder ungesehen in die Ablage wandern sollen. Denn unnötig aufgedeckte Hinweise bringen Minuspunkte in der Bewertung.
CRIME HOTEL von HAPPY BAOBAB ist ein Stichspiel, bei dem wir herausfinden müssen, in welchem Hotelzimmer sich der Mörder versteckt. Unsere einzigen Hinweise sind die Anzahl der leeren Räumen auf unserer Hand. Wer die höchste und wer die niedrigste Karte in einem Stich ausspielt, darf raten, wo sich der Übeltäter versteckt. Dabei verdichtet sich die Suche nach und nach, die Räume werden nämlich erleuchtet.
Schon jetzt freue ich mich auf das nächste Jahr und ich ermutige alle Lesenden, auch den hinteren Hallen Beachtung zu schenken. Es wartet dort so manches Kleinod.
Obwohl die Brettspiele im Vordergrund stehen, sind im Hintergrund viele Menschen beteiligt, die man als Konsument so nicht immer sieht oder wahrnimmt. Und die Treffen mit diesen Personen sind für mich etwas ganz besonderes und ich schätze es sehr, diese Möglichkeit der Messe nutzen zu können. Ich danke allen Redakteuren, Pressevertretern und anderen Menschen hinter den Kulissen, die ich in den vier Tagen getroffen habe und die damit mein SPIEL-Erlebnis mitgestaltet haben.
Neu war auch der BEEPLE-Stand, an dem ich mich im Rahmen von SCHLAG DEN GEEK mit ein paar Leuten getroffen habe, die mit mir THE MIND spielen mussten… wollten.
Auf dem MEET AND PLAY (nicht zu verwechseln mit dem nicht existierenden MEAT AND PLAY) konnte ich viele Gesichter hinter den Twitteraccounts, Blogs oder Podcast sehen. Dabei fehlen trotzdem noch so einige, denn natürlich reichen die zwei Stunden nur wenig, wenn man noch intensive Gespräche führen möchte. Es ergab sich, dass ich mich dort länger mit der Messeleiterin Dominique Metzler unterhalten konnte. Spürbar war ihre persönliche Hingabe und Leidenschaft für diese Messe, ihre Messe und irgendwie auch unser aller Messe. In diesem Zusammenhang sei der absolut hörenswerte Podcast von MEET AND PLAY empfohlen, in dem sie erzählt, wie die SPIEL wurde, was sie heute ist. Eine Messe von Menschen für Menschen und das Spiel als Vermittler.
Ich freue mich auf das nächste Jahr, auf die Veränderungen und auf die Sachen, die so gut bleiben, wie sie sind.