T.I.M.E. STORIES – DIE BRUDERSCHAFT DER KÜSTE : Auf zu neuen Ufern!

Die Entwicklung der TIME STORIES-Fälle hat einen ungewöhnlichen Verlauf genommen. Man stelle sich vor, eine erfolgreiche Serie wie GAME OF THRONES würde ihre Einzelfolgen im halbjährlichen Rhythmus herausbringen. Ich wage zu bezweifeln, dass sich bei der Komplexität der Story in Westeros dieselbe Wirkung erzielt hätte wie im klassischen Folgenformat. Umso erstaunlicher finde ich es daher, wie sich TIME STORIES gemausert hat und mich nun über mehrere Jahre punktuell begeistern kann.

Beim neusten Ableger verschlägt es uns thematisch ins 17.Jahrhundert und unsere Wirte segeln auf einem Piratenschiff im Meer. Unsere Aufgabe: vier Kollegen der Agency finden, die von ihrer letzten Mission nicht zurückgekehrt sind. An sich ist damit schon mein Interesse geweckt gewesen, denn bisher blieb die Übernahme der Wirte und die Konsequenzen für die Welt immer recht vage.

Nach der Wahl unserer Wirte geht es zunächst recht klassisch ins Spielgeschehen. Doch schnell wird klar, dass versucht wurde, sich typischen Schwächen von TIME STORIES anzunehmen. Das Problem des repetitiven Elements wurde hier besser gelöst als bei den alten Fällen, denn für gewöhnlich erkunden wir hier bei jedem Run eine neue Insel auf der Karte. Ich mag das Entdecken im Spiel, das Abschätzen, welcher Charakter auf welcher Karte am erfolgreichsten abschneiden wird. Doch nach wie vor störend empfinde ich den Würfelgebrauch im Spiel – gerade aufeinanderfolgende Kampfproben. Insgesamt brauchten wir sechs Durchläufe, bis wir am Ende waren und zwei davon waren einzig darauf zurückzuführen, weil uns die Würfelgöttin nicht hold war. Es ist meiner Einschätzung nach gegenläufig zum Erlebnis – denn TIME STORIES punktet eben wenig bei der Spielmechanik, wenig bei den Rätseln, sondern voll bei der Geschichte. Am Ende nach der Auflösung haben wir uns gegenseitig angesehen und es kam uns über die Lippen: „Ich glaube, das hier war gerade der beste Fall. Zumindest von der Story her!“. Es werden Entscheidungen getroffen, die tatsächlich auch Auswirkung haben. Wir haben diskutiert am Tisch, abgewogen. Versucht, alles im Kontext zu sehen, denn der Inhalt wird nur schwer verstanden, wenn sich die Spielenden im TIME STORIES-Universum nicht schon auskennen.

Während ESTRELLA DRIVE aufgrund des überraschend erwachsenen, düsteren Themas bei mir sehr gut ankam, überzeugt mich DIE BRUDERSCHAFT DER KÜSTE nun damit, dass die übergreifende Geschichte spannend fortgesetzt wurde. Ein kleiner Cliffhanger am Ende macht mich heiß auf unser nächste Reise.
Wie ich in einigen Foren aufgeschnappt habe, wird mit dem nächsten Fall MADAME der sogenannte weiße Zyklus von TIME STORIES abgeschlossen und anschließend von einem blauen Zyklus abgelöst. TIME STORIES 2.0? Ich finde, es wird Zeit dafür! Auf zu neuen Ufern!