DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD : BUCH, BEUTEL, BILDER

Ich habe auf diesem Blog schon öfters über Abenteuerspielbücher berichtet. Entscheidungen führen von einer Nummer im Buch zur nächsten und so entwickelt sich eine Geschichte.
In diesem Sinne ist DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD ein Abenteuerspielbuch – Das Spiel.

Zusammen durch den Sherwood Forest

In dem beiliegenden Band werden in sieben Kapitel die Abenteuer von Robin und seinen fröhlichen Getreuen erzählt. Zu Beginn jeder Runde wird aus einem Beutel eine farbige Scheibe gezogen und damit bestimmt, wer am Zug ist. Auf dem Spielplan bewegen sich die Charaktere frei, indem Figuren aneinandergereiht werden. Enden sie auf einem Feld mit einer Zahl, dann darf der entsprechende Eintrag im Buch vorgelesen werden. Dies kann ein Gegenstand sein, der im Wald liegt oder eine Person, die um Rat gefragt werden kann. Manchmal sind auch Proben auf dem Spielplan fällig, etwa wenn ein Helfer des Sheriffs von Nottingham bezwungen werden muss. Ob diese Proben gelingen, hängt oft auch davon ob, ob aus dem Universaleinsatz-Beutel ein weißes Würfelchen gezogen wird. Dort sammeln sich ebenfalls rote Würfelchen, die für Misserfolge stehen. Das Buch leitet auch durch die Regeln und gibt die Aufgabe des Kapitels vor. Gelingt diese nicht, muss die Partie erneut gespielt werden, aber es gibt jeweils eine zweite Version, sodass unterschiedliche Dinge passieren als zuvor.

Innovation im Brettspielbereich

Erstes hervorstechendes Merkmal des Spiels ist der atemberaubend schöne Plan. Er regt meine Fantasie an, ich sehe das kleine Dorf vor der prächtigen Burg und den tiefgrünen Wald mit seinen Lichtungen. Alles wirkt lebendig. Gerade Kinder werden dadurch angesprochen und noch tiefer in die Geschichte gezogen. Das Entdeckensmoment und das Umdrehen der vielen Plättchen halte ich für einen Geniestreich. Der Spielplan gestaltet sich dadurch immer anders und ermöglicht die vielen Aspekte der Story auch optisch abzubilden. Ich mag, dass man sich gefühlt frei über das Brett bewegen kann. Außerdem ist ROBIN HOOD sehr zugänglich. Die Spielmaterialien werden ausgeschüttet, der Plan aufgebaut und dann kann es losgehen. Das Buch leitet alles an.

Mechanisch wird viel über den Beutel gesteuert, auf dessen Inhalt Einfluss genommen werden kann. Dadurch entstehen auch taktische Überlegungen, allerdings ist noch viel Glück dabei, gerade bei der Zugreihenfolge. Es ist ein besonderes Spiel – eine Komposition aus Buch, Beutel und Bildern.

Spieldauer und Entscheidungsvielfalt

Die ersten zwei Kapitel sind mehr Tutorial als Spiel. Beim Vorlesen aus dem Buch werden die Spielregeln beigebracht. Dies kann sich etwas ziehen, da üblicherweise die Regeln durch eine Person auch vorab gelesen werden können. Hier müssen alle den Ausführungen lauschen. Großer Vorteil ist dadurch aber, dass Wenigspielende direkt starten können. Im vierten Kapitel funktionierte bei uns das Konzept des Spiels nicht richtig, sodass wir uns mehr als zwei Stunden im Sherwood aufhielten. Die folgenden drei Kapitel dauerten dann nicht länger als 45 Minuten und stellten kein Problem für uns dar, sodass eine klare Herausforderung fehlte. Da gab es kein Mitfiebern, wenig Emotionen – es war klar, dass wir das schaffen werden.
Personen, die großen Wert darauflegen, dass die Spielmaterialien gut halten, für die wird ROBIN HOOD zum Nemesis. Die Plättchen werden beim Umdrehen oft etwas beschädigt, sodass sie nicht mehr schön aussehen. Zusätzlich wellen sich die Spielplanteile, was den Gesamteindruck trübt.

Zurück in den Sherwood Forest

ROBIN HOOD überstrahlt durch seine großen Stärken die angesprochenen Schwächen. Als Anfang einer neuen Reihe finde ich ROBIN HOOD herausstechend. Das Entdecken der Plättchen des malerischen Spielplans und die großen Freiheiten sprechen mich an. Ich hätte mich jedoch als Vielspieler gerne noch mehr abgeholt gefühlt. Es war mehr so, als würde ich bei Twitch jemandem beim Spielen zusehen als selber drin zu sein. Der Ablauf durch die sieben Kapitel verlief antiklimaktisch, sodass ich hier noch großes Potential sehe. Ich würde mir daher dieses Konzept auf ein neues Setting wünschen, bei dem die Grundregeln bereits bestehen. Die Pfeile in meinem Köcher wären gespitzt.