SPIELWARENMESSE IN NÜRNBERG 2018 : Allmächd, de Schbui san do!

Für Brettspieler ist die Spielwarenmesse in Nürnberg die ruhige Version der SPIEL. Die Gänge sind nicht überlaufen, man kann seine Stimme im Gespräch gut verstehen und alle wirken irgendwie entspannt. Drei Tage lange habe ich mir bei verschiedenen Verlagen die neusten Produkte und die künftigen Brettspiele angesehen. Hier folgt meine persönliche Auswahl der Spiele, die mein Interesse wecken konnten:

   

Ravensburger/Alea kann sehr stolz auf THE RISE OF QUEENSDALE sein. Die erste Partie des Legacy-Spiels konnte ich schon absolvieren. Das Spielprinzip: ich werfe meine fünf Würfel und platziere diese auf dem Spielfeld, um Rohstoffe zu erhalten und Aktionen auszulösen (Gebäude bauen; Helfer aus dem Beutel ziehen; Ansehen steigern; Figur auf dem Feld bewegen, um Kräuter zu sammeln). Die Gebäude bleiben permanent in meinem Viertel und hat man ein Lager errichtet, wandern auch einige Rohstoff mit in die folgende Runde. Wer zuerst eine bestimmte Punktezahl erreicht, gewinnt. Verlierer dürfen ihre Würfel mit einem Sticker verbessern, die Gewinner bekommen eine neue Siegpunktvorgabe. Zumindest kann ich das nach der ersten Partie so sagen: bei Legacy weiß man ja nie!
Mehr als 600 Sticker liegen dem Spiel bei und die Geschichte wird durch einen Kartenstapel vorangetrieben. Ich habe nach der ersten Partie definitiv Lust auf mehr, ein direktes Urteil kann ich aber erst nach einer gespielten Kampagne abgeben.

KAKERLACULA ist ein weiterer Nachfolger der beliebten Kakerlak-Reihe. Dieses Mal treibt der Hex Bug sein Unwesen in einem Spukschloss. Wir müssen in den einzelnen Räumen die Kerzen anzünden und werden dabei von dem Kakerlaken-Vampir verfolgt. Wandert die Kakerlake in das Katapult, können wir sie durch das Loch schleudern.

Thematisch passend wird es von VOLLMONDNACHT eine Vampirversion und eine Werwolf-Edition mit den beliebtesten Charakteren geben.

Ich liebe die Abenteuercomcis von BLUE ORANGE! Die Sherlock Holmes-Reihe, bei denen ich je nach Entscheidung an anderer Stelle weiterlesen muss, hat es mir sehr angetan. Hier wird mit BAIAM das Konzept auf vier Spieler erweitert. Jeder hat ein eigenes Buch und kann dadurch am gleichen Ort unterschiedliche Aktionen wählen. Sah sehr interessant aus, wobei ich noch skeptisch bin, ob das gemeinsame Comiclesen funktioniert (leider vergessen ein Foto zu schießen).

NORIS hat bereits zwei neue „Escape Room“-Erweiterungen angekündigt. Einmal geht’s zum unliebsamen Zahnarzt und dann darf ich in die Agentenszene schnuppern. Die Fälle werden vom niederländischen

IDENTITY GAMES für das deutsche Publikum adaptiert. Ich freue mich also schon auf die neusten Umsetzungen eines Zauberers, ein Piratenthema und ein neue VR-Erfahrung mit der Harry-Potter-Lizenz. Dort erleben wir Magisches im „Raum der Wünsche“ (Schwierigkeit: 4) und dürfen ausnahmsweise den „Verbotenen Wald“ (Schwierigkeit: 4,5) betreten.

IELLO hat wie so oft die optisch herausragenden Augenweiden zu präsentieren. In FAIRY TILE wird durch Karten nach und nach ein Märchen erzählt, z.B. die Prinzessin und der Drache begegnen sich auf einer Weide. Prinzessin und Drache haben unterschiedliche Bewegungsarten, sollen aber die Bedingung auf der Karte erfüllen und so angegeben auf die Teile platziert werden.

Wunderschön sah auch SOS Dino aus. Bei diesem kooperativen Kinderspiel lege ich die Plättchen aus, um die Dinos vor dem Vulkanausbruch zu retten.

ABACUS hat wieder ein Deckscape im Gepäck. Die Idee, dass alle einen Charakter wählen und dadurch eigene Vorinformationen haben, finde ich sehr interessant.

Auch ALLES AN BORD?! erscheint vielversprechend. Gleichzeitig greifen wir in die Mitte und beladen unsere Schiffe, um möglichst viele Aufträge zu erfüllen. Doch der Platz im Schiff ist begrenzt, und die Aufträge werden vorher noch gemischt. Da ich Echtzeitspiele mag, werde ich darauf sicher nochmal einen Blick werfen.

Ein besonderes Augenmerk verdient der Autor WOLFGANG WARSCH, der mit vier Spielen auf der Messe vertreten ist. Zufällig stand er hinter uns, als wir THE MIND von NSV spielten. Für mich eines der Highlights der Messe. Wir spielen uns durch Levels und müssen Karten (Zahlenwerte 1 bis 100) in aufsteigender Reihenfolge ablegen. Der Clou: wir dürfen nicht, also gar nicht miteinander sprechen. Wenn ich beispielsweise als niedrigste Karte eine 34 auf der Hand habe, dann warte ich erstmal ab. Sollte keiner meiner Mitspieler zum Ablegen ansetzen, habe ich vielleicht die niedrigste Karte. Es heißt also, die Gehirnwellen aufeinander abzustimmen und sich tief in die Augen zu schauen. Hier wird ein neues, interessantes Spielgefühl aufgebaut.

Bei SCHMIDT kommt vom selben Autor GANZ SCHÖN CLEVER, was von der optischen Gestaltung an NOCH MAL! erinnert. Wir werfen farbige Würfel und versuchen hohe Augensummen zu erreichen. Nehme ich jedoch eine hohe Zahl für mich, muss ich alle Würfel mit niedrigeren Würfelaugen meinen Mitspielenden auf dem Silbertablett servieren. Meine Neugierde ich geweckt.

Auch vom Autor und auch von SCHMIDT wird bei DIE QUACKSALBER VON QUEDLINBURG ein Trank gebraut. Die Zutaten in Form von Plättchen ziehe ich aus einen Beutel, den ich vorher passend befüllt habe. Höre ich mit dem Ziehen auf oder versuche ich es weiter… meine Suppe soll allerdings nicht versalzen werden, also darf man sein Glück nicht zu sehr herausfordern.

Bei HANS IM GLÜCK konnte ich eine Runde ihrer Neuheit mit dem etwas sperrigen Titel RACE TO THE NEW FOUND LAND zocken. Ich leitete meine portugiesische Seeflotte und erkundete die Inseln von Neufundland. Dazu erwerbe ich Schiffe, die ich mit Rohstoffen beladen kann, mit denen ich Siedler transportieren kann oder die ich auf Expedition schicken kann. Jedes Schiff kann einer Aktion zugeordnet werden und kann diese unterschiedlich gut. Besonders aufpassen muss ich auf die Geschwindigkeit der Schiffe, denn darüber wird die Reihenfolge bestimmt, die im entscheidenden Moment sehr bedeutsam sein kann. Auf der Punkteleiste gibt es variable Zielfelder, auf denen ein Bonus gewährt wird. Ob mich das Spiel langfristig fesseln kann, wird sich zeigen, aber es hat einen guten Ersteindruck hinterlassen.

Bei PEGASUS erscheint mit DEADLINE ein Krimiabenteuer, dass ich auf meinem Wunschzettel stehen habe, seit es die MUWINS vorgestellt haben (https://muwins.ch/2018/01/04/deadline/). Schön, dass eine deutsche Lokalisierung erfolgt. Außerdem bringt PEGASUS die deutsche Version von MYTHOS TALES heraus, quasi mein heißgeliebtes SHERLOCK HOLMES CRIMINAL CABINAL-CABINET mit übergestülpter Cthulluthematik (aber neue Fälle!). Ich poliere schon mal meine Lupe und lerne ein paar arkane Sprüche.

Das AZUL ein gigantisch gutes Spiel ist, wusste ich schon, aber dass es AZUL GIANT gibt, war mir neu. Ich bin gespannt, ob sich genug Liebhaber finden lassen, sodass diese Version produziert werden kann. Für KINGDOMINO gibt es ja bereits eine XXL Version. Wer´s braucht…

EDITION SPIELWIESE testet unsere flinken ( = nimble) Hände, denn in NIMBLE versuchen wir gleichzeitig und so schnell wie möglich, unsere Kartenhand loszuwerden. Dabei gibt der Kreis in der Kartenmitte an, welche Kartenfarbe (äußeres vom Kreis) darauf gelegt werden soll.

KOSMOS stimmt mein Escaperoomherz glücklich und bringt zwei neue EXITs auf den Markt. Einmal muss ich mich in DIE UNHEIMLICHE VILLA wagen (Schwierigkeit: Fortgeschritten) und dann besichtige ich noch DAS MYSTERIÖSE MUSEUM (Schwierigkeit: Anfänger). Die EXITs haben mich noch nie enttäuscht, also wird das hier hoffentlich auch nicht schief gehen.

Auf eine Gangsterparty ging es bei HUCH. Doch die Polizei rückt an und der Boss flüchtet sofort. Dabei verliert er seinen Geldbeutel. Jetzt heißt es GREIF ZU!, denn jeder von uns darf einen Blick in die Brieftasche werfen. Kommt die Polizei an, darf ich nur eine gewisse Geldsumme bei mir haben. Da helfen die verschiedenen Personalausweise im Geldbeutel, denn natürlich ist es unauffällig, wenn ein Millionär etwas mehr Moneten bei sich hat als ein Chauffeur.

AMIGO hat traditionell für Nürnberg mehrere Kartenspiele im Gepäck. Darunter ist VERFLUCHT! von STEFFEN BENNDORF, dem Autor von THE GAME. Nacheinander decken wir Karten auf, und erhalten entweder einen hilfreichen Gegenstand mit einer Zahl von 1 bis 40 oder ziehen ein Monster mit einer Zahl von 1 bis 40. Die Monster werden in eine Auslage gelegt und wir können die Werte der Gegenstandskarten summieren, um damit einzelne Monster zu besiegen.

 

ASMODEE hat ein sehr starkes Lineup zu bieten, das so ziemlich jede meiner Neigungen abdeckt. DECRYPTO hilft gegen meine Wortfindungsstörungen, TIME STORIES entzückt meine Abenteuerlust, UNLOCK! 3 stillt meine Escaperaumsucht und STUFFED FABELS ist Balsam für meine Seele, denn ich gestehe, in dieses Spiel habe ich mich ein bisschen verliebt.

Nicht vergessen, und deswegen eigentlich völlig deplatziert am Ende, darf ich die ganzen schönen Begegnungen in Nürnberg nennen, denn die Community kennt und mag sich. Ich freue mich immer sehr auf die vielen bekannten Gesichter und genieße es, dass ich mich mit Gleichverück…gesinnten austauschen kann. Endlos über Brettspiele philosophieren und der Gegenüber versteht mich. Ich freue mich auf die nächste Messe und auf alles weitere in 2018! Brettspieltechnisch kommt da einiges und ich habe den Eindruck, dass dieser Jahrgang etwas stärker sein wird.