Wenn ich in meiner Freizeit zu einem Buch greife, dann liegt das vermutlich daran, dass keiner meiner Freunde Zeit zum Spielen hatte. Um meinen Spieltrieb trotzdem auszuleben und meinen allgegenwärtigen Heißhunger auf Escaperäume zu stillen, habe ich Escapebücher entdeckt. Sie versprechen einhellig, das Erlebnis eines Escaperaums per Schrift zu vermitteln.
Allen voran ist KOSMOS mit seinen EXIT-Büchern ein Vorreiter und die bisherige Umsetzung rief bei mir gemischte Gefühle hervor. Während EXIT – DER KELLER DER GEHEIMNISSE sich an Anfänger richtet und die Rätsel zwischen einem Jugendroman eingestreut sind, ist EXIT – TAGEBUCH 29 nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Rätseln ohne Geschichte. Um wohl Verwirrungen bei den Konsumierenden vorzubeugen, bekam es in der neuen Auflage den treffenden Beititel „Die Rätselsammlung“ verpasst.
EXIT – LOGBUCH 1907 kann als geistiger Nachfolger vom TAGEBUCH 29 betrachtet werden – auch optisch soll dieser Eindruck mit einem entsprechenden schwarzen Cover und tuschegezeichneten Bildern vermittelt werden. Allerdings war ein anderer Autor am Werk und wie am Untertitel „Der Rätselroman“ deutlich wird, soll dieses Mal ähnlich wie beim ersten EXIT-Buch die Rätsel mit einer Geschichte harmonisch verbunden werden.
Bewaffnet mit Schere und Stift, stelle ich mich den 44 Aufgaben. Zwingend erforderlich sind auch ein Internetzugang und eine Registrierung auf der Webseite, denn dort werden die Lösungen eingetippt und Hinweise abgerufen. Bei den ersten Seiten erkenne ich den Ansatz, der hier verfolgt wurde. Ich lese die Zeilen im Buch und dann einige im Internet. In ihrer Kombination wird die Geschichte forterzählt und die Hinweise für die zu lösenden Aufgaben geebnet.
Leider gelingt es dem LOGBUCH 1907 nicht, Rätsel oder Geschichte an mich zu bringen. Die Geschichte packt mich nicht, sondern wirkt lose über die Rätsel gestülpt. Es erzeugt keine Spannung oder das Bedürfnis, wissen zu wollen, wie es weitergeht. Die wenigen Charaktere bleiben flach. Schlimmer jedoch für mich war die Qualität der Rätsel, die in den EXIT-Spielen sonst deren größte Stärke ist. Bei den Spielen grüble ich darüber und näher mich nach und nach der Lösung an, bis ich sie klar vor Augen sehe. Hier keine Spur davon. Viele wirken auf mich uninspiriert und sind entweder direkt lösbar oder abwegig. Das Knobeln entfällt häufig. Die Mehrheit sind gerade mal in Ordnung. Dazu ist wie schon beim Vorgänger eine Schriftart gewählt werden, die nicht immer einfach zu entziffern ist.
Die Verknüpfung auf der Webseite und den Seiten des Buches gelingt nur bedingt. Manchmal werden einfach die ersten Zahlen im Buch und die anderen auf die Internetseite geschrieben. Schade, denn der Ansatz hätte mir prinzipiell gefallen.
Nach einigen Stunden kann ich das LOGBUCH 1907 beenden, wobei ich öfter die Auflösungsfunktion nutze. Durch die schwankende Rätselqualität kann ich ja nicht abschätzen, ob das Rätsel nicht gut lösbar ist oder ich der Faktor bin, der die Lösungsfindung hemmt.
Insgesamt ist die Umsetzung der Escaperaumspiele auf die Buchform für mich bisher unbefriedigend. Vielleicht wird auch einfach etwas verlangt, was nicht zu bewerkstelligen ist, denn ich bemerke, dass mir das Gruppengefühl bei meinen Escapeerlebnissen zu wichtig ist. Der Vorgänger konnte dahingegen punkten, dass dieser recht gut zu zweit gespielt werden konnte und die Rätselqualität deutlich besser war.
Ein Blick in die Glaskugel verrät mir allerdings, dass die Geschichte der EXIT-Bücher fortgeschrieben wird. Es sind bereits zwei Ableger angekündigt: EXIT – DER JAHRMARKT DER ANGST : Ein Jugendroman für Fortgeschrittene und EXIT- TAGEBUCH DER ZEIT : Rätselsammlung für Profis. Wahrscheinlich werde ich auch diese Bücher wieder schmökern. Ich finde den Exit einfach nicht.