Ich erhalte eine Einladung von nicht weiter nahen Bekannten und ich habe das Gefühl, ich sollte etwas mitbringen. Schokolade, Blumen oder eine Flasche Wein? Nein! Ich packe lieber was andere ein. Der MOSES-Verlag bietet mit den AFTER DINNER GAMES kostengünstige Mitbringspiele für Erwachsene an, die dem Namen nach nach dem Essen genossen werden dürfen. Kurze Regeln versprechen direkten Zugang und Spaß. Und der Verlag hat gleich vier Varianten im Repertoire.
Disclaimer: Alle Fragen habe ich aus Spoilergründen selber erfunden, treffen aber vom Ton her die aus dem jeweiligen Spiel.
TOP 5
Ein Mix aus OUTBURST und FAMILIENDUELL. Zwei Teams erraten in 60 Sekunden möglichst viele der fünf oberen Einträge einer TOP-Liste. Das Spektrum der Fragen ist weit gefächert.
Für mich funktioniert das Konzept immer genau dann, wenn die TOP-Liste eine nachvollziehbare Auflistung beinhaltet, also z. B. nach den fünf größten Seen in Deutschland gefragt wird. Absurd wird es, wenn die beliebtesten Hobbys von Studenten oder die fünf beliebtesten Sexstellungen gesucht werden. Nicht selten haben wir uns nach den Quellen der Antworten gefragt. Außerdem variiert der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben zu sehr. Während eine Gruppe die größten Nachbarländer Deutschlands aufzählen soll, muss ich die häufigsten Suchbegriffe von 2018 nennen.
Trotzdem konnte ich insgesamt dem Konzept noch Spaß abgewinnen. Es sorgte für den ein oder anderen Lacher. Ernst nehmen darf man das Spiel und die Punktezählung nicht. Eine generelle Empfehlung kann ich nicht aussprechen.
WAS TUN?
Ist kein Spiel, sondern ein Gesprächsanstoßer. Man zieht eine Karte und muss sich aus zwei Alternativen für eine entscheiden: will man lieber für immer Flossen zwischen den Händen haben oder Kiemen am Hals? Oder beim Sex stets nach fünf Minuten einschlafen oder es dauert immer über fünf Stunden?
Fiel bei uns durch, da die gebotenen Karten teils zu weit unter die Gürtellinie gingen. Als Mitbringspiel zu nicht näher Bekannten auf jeden Fall sehr riskant.
RATE MAL!
Wieder ein Teamspiel: Gesucht wird ein Begriff und auf der Karte sind fünf Wörter als Hinweise aufgedruckt. Nach jedem Wort darf das Team entweder raten oder einen weiteren Hinweis fordern.
Beispiel gefällig?
An diesem Beispiel wird mein Problem mit dem Spiel gut geschildert. Der erste Hinweis ist meist so allgemein, dass er noch gar nichts bringt. Ich hätte mir gewünscht, dass er so konkret ist, dass zumindest theoretisch ein Lösungsversuch möglich wäre. Zudem finde ich es schade, dass die Regel keinen Rateversuch nach jedem Hinweis zulässt. So hatte es die Folge, dass in den häufigsten Fällen gleich die ersten drei Hinweis direkt gefordert wurden.
Insgesamt überzeugt mich das Grundkonzept und mit etwas mehr redaktionellem Feinschliff hätte es für mich ein richtig gutes Spiel werden können. Trotzdem noch das empfehlenswertestes Spiel der Reihe.
SCHARADE
Ein Begriff muss innerhalb von 30 Sekunden pantomimisch dargestellt werden. Hilfreich sind dabei die Kategorien, die das Thema eingrenzen. Warum manche dieser Kategorien noch eine umklammerte Feinuntergliederung erhalten haben, war uns nicht klar. Wenn ich bei BEKANNTEN PERSONEN noch den Hinweis (Höchstes politisches Amt) geben würde, wäre keine Pantomime mehr nötig.
Ansonsten tut SCHARADE genau das, wozu es bestimmt ist.
Fazit:
Die Idee hinter der AFTER DINNER REIHE gefällt mir: Spielen als Nachtisch eines abendlichen Essens in geselliger Runde. Als Mitbringspiel für Personen, die keine großen Brettspiele daheim haben. Leider wird diese Möglichkeit in meinen Augen nicht hundertprozentig ausgenutzt. Zu viel Potential bleibt auf der Strecke liegen: die Regeln sind nicht immer zu Ende gedacht, die Fragenqualität schwankend und dazu werden überraschend häufig Themen unter der Gürtellinie angeschnitten.
Vielleicht bringe ich das nächste Mal doch lieber Kuchen mit.