DECKSCAPE – DAS SCHICKSAL VON LONDON : Neu auf der BRETTSPIEL-DECK(E)SCAPE

„Langsam sollte es doch mal genug sein mit diesen ganzen verschiedenen Anbietern von Escaperaum-Spielen!“ sagt ein Freund von mir, als er auf die kleine DECKSCAPE-Packung schaut, die ich auf den Tisch gelegt habe.
„Nein,“ erwidere ich „ich brauche sogar noch mehr! Du vergisst, dass ich sie ja nur einmal spielen kann.“

Es ist interessant, dass so viele unterschiedliche Escaperoom-Spielumsetzungen existieren, und jede auf ihre Art und Weise doch eine Eigenheit besitzt. EXIT zerstört sich beim Spielen, NORIS-Versionen haben einen Chronodecoder, UNLOCK! eine App, THINKFUNs Umsetzungen haben… zumindest schönes Material.

DECKSCAPEs Besonderheit ist der pragmatische Ansatz: es besteht aus 60 Karten, deren Rätsel zu knacken sind und die durch eine Geschichte leiten. Praktisch zum Mitnehmen und nach Genuss für eine andere Gruppe wieder spielbar. Ohne eine Anleitung zu lesen, legt man das durchnummerierte Kartendeck in die Mitte und ist direkt im Spielgeschehen. Ein Druck auf die Timerfunktion des Handys und die Zeit läuft…

Ich soll in geheimer Mission vier Bomben entschärfen und muss dabei in eines der Londoner Wahrzeichen eindringen. Jede Bombe stellt einen eigenen, farbigen Stapel dar, sodass auch mehrere (aber besser nicht mehr als vier) Mitspieler über den Rätseln brüten können. Entscheide ich mich, ein Rätsel zu lösen, schaue ich auf die Rückseite der Karte. Darauf steht direkt die Lösung, sodass man nur einen Versuch hat. Falsche Antworten bringen ein X ein, was am Ende fünf Strafminuten bedeutet, haben sonst aber keinerlei Konsequenzen. Es geht einfach weiter. Das wirkt auf mich befremdlich. Es gibt zwar ein Hilfesystem, und zwar zwei in Spiegelschrift geschriebene Extrakarten, das Problem ist nur, dass ich manchmal gar nicht weiß, dass ich einen Hinweis gebraucht hätte. Ein Feedback wie „Versuch es nochmal!“ würde das Spielerlebnis enorm aufwerten.

Auf manchen Rückseiten findet man auch hilfreiche Gegenstände, die bei anderen Rätsel eingesetzt werden können. Das funktioniert im Prinzip so: „Ich nehme den Hammer, den wir vorhin in der mit dem Zahlenschloss gesicherten Mülltonne gefunden haben und schlage damit die Glasscheibe des Feuermelders ein. *schaue auf die Rückseite* Oh, wir hätten noch den grünen i-Punkt von Fire drücken sollen.“ (Rätsel ist frei erfunden!). Dies wirkt auf mich befremdlich. Hatten wir schon Mal, ne?

DECKSCAPEs größte Schwäche liegt in meinen Augen in den Rätseln. Einige gefallen mir und sind außergewöhnlich, andere so simpel, dass ich gar nicht glauben kann, dass dies die Lösung sein soll und so noch einige Minuten verweile, um doch mehr zu sehen, als da eigentlich ist. Aufgrund der offenen Aufgaben fallen die Lösungen manchmal sehr seltsam aus. Außerdem sind einige Rätsel so künstlich, dass sie gar nicht zur Szenerie passen, sondern nur den Zweck erfüllen, ein weitere Aufgabe im Spiel zu haben.

Gefallen gefunden habe ich am Layout. Schön illustrierte und hochwertige Karten finden sich in der Packung, die danach eben weitergegeben werden können. Ich kann nicht sagen, dass ich keinen Spaß bei DECKSCAPE hatte. Ich hatte bei den anderen Anbietern einfach nur etwas mehr.

Wenn man mit den angesprochenen Schwächen leben kann, ist DECKSCAPE eine gute Alternative, wenn man eine Gruppe schnell in die Escapewelt einführen möchte. Wenn sie danach heiß auf weitere Abenteuer sind, wartet eine große und immer weiter wachsende Escapewelt zum Entdecken auf sie… da kann sich mein Freund noch so beschweren. Viel heißt auch viel Auswahl und Möglichkeiten!