AZUL glänzt beim ersten Anblick und ich musste blinzeln, so strahlte es mich beim ersten Anblick an. Doch wahre Schönheit kommt bekanntlich von innen und so musste ich die Herausforderung annehmen, meine Augen zu öffnen und zum wahren Kern vorzudringen.
Glücklicherweise glänzt AZUL mehrfach: optisch, haptisch und regeltechnisch.
Optisch, weil die Fliesen, die an portugiesischen Keramikkacheln angelehnt sind, so wunderschön anzusehen sind.
Haptisch, weil die Fliesen aus Bakelit gefertigt sind, einem Kunststoff mit besonderem Griffgefühl. Am liebsten würde ich sie gar nicht mehr aus der Hand nehmen.
Regeltechnisch, weil die Regeln denkbar einfach sind, elegant dazu und zu emotionsreichen Entscheidungen führen.
In AZUL werden bunte Fliesen möglichst geschickt in eine eigenen Auslage gepuzzelt. Bin ich am Zug, wähle ich eine Fliesensorte und nehmen mir von einem Teller alle diese Steine und sammelt sie auf meinem Tableau in einer Reihe an. Ist die Reihe vollständig gefüllt, darf ich sie in der Fliesungsphase an die passende Stelle des Mosaiks schieben und kassiere Punkte. Klingt abstrakt? Ist es auch! Aber das Spiel schafft es, die kognitiver Beanspruchung auf einem angenehmen Niveau zu halten. Ich kann entweder einfach vor mich hinspielen oder gezielt eine Strategie verfolgen. Dabei bietet AZUL noch interessante Alternativen: möchte ich meine eigenen Reihen abschließen oder meinen Mitspielenden die guten Steine wegnehmen? Oder kann ich gar jemanden zum Nehmen von unpassenden Steinen (und damit Minuspunkten) zwingen? Dies kann passieren, wenn die Kacheln dieser Farbe schon alle besetzt sind. Ich verfolge die Züge meiner Mitspielenden und hoffe, dass mir niemand meine zwei blauen Steine wegnimmt, die ich dringend brauchen würde. Oder riskiere ich eine weitere Runde und fülle zunächst meine rote Reihe?
Die Spielzüge gehen in der Regel schnell von der Hand. Während bei manchen Brettspielen Regeln zum Verhindern von Spielsituationen eingeführt sind („Wenn dies ist, dann darf man nicht das“), wirkt hier alles so erfrischend reduziert. Leicht und unbeschwert. Als würden zu viele Regeln nur belasten.
Wer Startspieler werden möchte, muss sich ein Plättchen nehmen, das zu Minuspunkten führt. Der Startspielermarker passt als Kartonplättchen so gar nicht in die sonst makellose Spielewelt. Muss doch gerade dieser oft angefasst werden, und ich kenne so manchen Blogger, der diesen aus Versehen nicht entpöppelt und entsorgt hat.
In meinem Blog möchte ich hauptsächlich über thematische Spiele schreiben – dennoch hat es AZUL hierher geschafft. Das sagt einiges aus. Hier ist es eben nicht nur äußere Schönheit, sondern auch die innere, die mein Herz erweicht hat. Für mich ein Herzlight des aktuellen Jahrgangs.