Auch im Brettspielbereich setzen sich gewisse Trends einfach durch, sodass der modebewusste Brettspielende seine Sammlung entsprechend aufstocken muss. Momentan kann man eine Schwämme von Spielen erleben, die einen dazu bringen, auf einem Blatt Papier gewisse Dinge anzukreuzen. Häufig geht dem Ankreuzen ein Würfelwurf voraus, sodass neudeutsch von ROLL-AND-WRITE gesprochen wird. Besonders gelungene Vertreter sind NOCH MAL!, GANZ SCHÖN CLEVER oder QWIXX. Aus den zahlreichen Vertretern herauszustechen ist daher ein Kunststück, welches DIZZLE gelingt.
Regeltechnisch sind die Grundmechaniken simpel. Aus einem Würfelpool wähle ich einen Würfel, den ich auf meinem Blatt auf einem Feld platziere, dem der Augenwert entspricht. Es geht reihum, bis ich wieder einen Würfel aussuche, der nach der gleichen Regel angrenzend zu an einen vorherigen Würfel gelegt werden muss. Passt keiner, habe ich die Option: aus der Runde aussteigen und damit weniger Würfel als die Anderen nehmen oder das Risiko eingehen und alle Würfel neu werfen. Liegt dann wieder keine der benötigen Augenzahlen aus, wandert einer meiner Würfel zurück in den Pool. Nach dem Verteilen kreuzen wir unsere mit Würfel bedeckten Felder an. Nach ein paar Runden werden die Punkte ausgerechnet: Punkte gibt es für bestimmte fertige Spalten und Zeilen und für viele Bonusfelder, die man abgekreuzt hat.
Für mich ist das größte Problem bei den vielen ROLL-AND-WRITES da draußen, dass sie sich oft sehr solistisch spielen. DIZZLE schafft Interaktion untereinander, denn ich schaue sehr genau darauf, welche Würfel die Anderen noch brauchen. Alle Würfel neu zu werfen, ärgert einige Mitspielenden, wenn sie den bereits eingeplanten Würfel doch nicht erhalten. Und es gibt noch mehr Ärger bzw. Schadensfreude aus der anderen Sicht, wenn der Würfelnachwurf nicht die gewünschte Augenzahl bringt.
Die Bonusfelder sorgen für zusätzlich Würze im Spiel. Auf einigen Felder winken Diamanten mit Extrapunkten oder ich muss beide Puzzleteile einsammeln, um Bonuspunkte zu erhalten. Kreuze ich als Erster eine Bombe ab, explodiert sie auf den Blöcken der Mitspieler und erschwert ihnen den Zugang zu einigen Abschnitten. Habe ich vergessen die unterschiedlichen Levels zu erwähnen? Gleich vier davon sind auf dem Spielblock schon dabei. Mit weiteren Bonusfelder und noch mehr zu entdecken. Am besten finde ich die Hundehaufen-Felder, die beim Ankreuzen Minuspunkte bringen. Ich kann meinen Gegner dazu zwingen, diesen anzukreuzen, wenn ich ihm einen passenden Würfel für dieses Feld übrig lasse und er sonst keinen Würfel unterbringen kann – Zugpflicht, er muss ihn platzieren!
DIZZLE hat eingängige Regeln und schafft es, die Emotionen am Tisch hochkochen zu lassen. Es wirkt erfrischend auf mich und verläuft flott ohne größere Wartezeiten. Es kann zugegebenermaßen manchmal auch einfach unglücklich laufen und dann verfluche ich das Spiel – auch bereits während der Partie. Bei einer neuen Runde bin ich trotzdem sofort dabei, denn nach und nach entdecke ich taktische Möglichkeiten, wie die Würfel geschickt platziert werden können. Abwechslung steckt mit den vier Level schon im Grundspiel. Auch wenn es nicht ganz die großen Fußstapfen füllen kann, rate ich dazu, nicht zu verzwizzeln, sondern einfach mal zu DIZZELN!