Angstschweiß tropft von meiner Stirn. Der Killer sitzt mir im Nacken. Ich werfe einen Blick nach hinten und rüttle an der Tür. Zwei Schlüssel trennen mich vom Unterdeck. Irgendwo dort steckt ein Psychopath, der einen perfiden Plan verfolgt. Ich muss sein Versteck finden, bevor noch mehr Leute sterben.
Der Krimierfolgsautor SEBASTIAN FITZEK gibt nach SAFEHOUSE erneut einem Spiel seinem Namen. Der Roman PASSAGIER 23 stand wohl Pate. Der Ort der Handlung ist ein Kreuzfahrtschiff und dieses wird durch einen 3-D-Aufbau imposant in Szene gesetzt. Das Ziel: Kooperativ den Psychopathen zu finden, der sich im Unterdeck versteckt hat. Doch viele Türen verwehren uns den Weg dorthin.
Den Grundmechanismus borgt sich KILLERCRUISE von PANDEMIE. Mit Karten bewegen wir die Spielfiguren von Schiffsraum zu Schiffsraum, der Killer geht weiter, wenn beim Nachziehen von Karten eine Killerkarte aufgedeckt wird. Passagiere in den Räumen stehen für Aufträge, die wir erfüllen müssen, bevor die Killerfigur diese erreicht. Nach fünf Killer-Passagier-Treffen ist die Kreuzfahrt vorbei. Die Türen öffnen wir, indem wir zwei farbige Schlüssel ablegen, die auch auf den Karten abgebildet sind. Im Unterdeck finden wir Hinweise, die den Zufluchtsort des Psychopathen immer mehr eingrenzen. Finden wir diesen heraus, überleben wir die KILLERCRUISE.
Der prinzipielle Ablauf gestaltet sich als spannend. Setzen wir die Karten eher ein, die Räume aufzuschließen oder möchten wir damit unsere Figuren bewegen. Nicht immer ist es so geschickt, alle Karten auszuspielen, auch wenn man gerne an der Reihe ist. Dies animiert zu Diskussionen über mögliche Strategien. Der allwissende Alphaspieler sollte sich von selbst zurückhalten, denn gebremst wird er nur dadurch, dass die Karten der Mitspielenden nicht offen liegen.
Der Zufall kann mitunter einen großen Einfluss nehmen. Werden dem Killer die Passagiere direkt vor die Nase platziert, stehen wir da wie gebucht und nicht abgeholt. Werden nur Hinweise gefunden, die das Versteck des Psychopathen nicht mehr einschränken, schauen wir dumm von der Reling.
Die thematische Aufmachung ist widersprüchlich. Ein starkes Cover und als Grundlage ein Killer-Psychopath-Duo passt nicht so recht zur comichaften Darstellung der Figuren. Der Killer erledigt seinen Job beim ersten Treffen nie, sondern verpasst unseren Figuren nur eine Halskrause. Das Thema hätte genauso funktioniert, wenn wir einen Räuber auf dem Schiff jagen müssten.
Das Ende ist manchmal etwas abrupt. Fast wie ein Thriller, der von einer Werbung unterbrochen wird. Ist das Versteck identifiziert, muss nur noch eine Figur in den Raum gezogen werden und dann auf die Rückseite der Lösungskarte geschaut werden. Schade, dass es keinen Showdown mit dem Psychopathen gibt, den wir übrigens im Spiel nie zu Gesicht bekommen.
Insgesamt liegt ein kommunikatives Krimispiel vor, dessen Regeln eingängig und rund sind, wenngleich sie sich gerne noch etwas mehr von PANDEMIE hätten absetzen können. Das Schiff als 3-D-Modell und die spannende Grundthematik wirken anziehend auf Wenigspielende. Ein gewisser Zufallsfaktor muss jedoch akzeptiert werden, sonst sollte man kein Ticket für diese Cruise lösen.