SPACE DRAGONS : DRACHEN IM WELTALL

Als Kind sah ich bei der MUPPET-SHOW Schweine im Weltall, aber die EDITION SPIELWIESE hat neue Erkenntnisse: es sind tatsächlich Drachen, die in den großen Weiten leben. Und als Captain des neusten Sterneflitzers stelle ich eine schlagkräftige Crew in Kartenform zusammen, um diese Drachen für den interstellaren Zoo zu sammeln. Die Crew ergibt sich aus einem Draft, also dem Auswählen einer Karte und dem Weitergeben der restlichen. Nachdem alle neun Karten haben, zünden wir die Raketen unseres Raumschiffs. Reihum schickt jeder Captain ein Crewmitglied in den Ring – spielt also eine Karte aus. Diese sind mit Nummern versehen und wer am Ende die höchste Karte hat, gewinnt den Drachen. Nach sieben Runden sind alle Drachen verteilt und die letzten beiden Karten nutzlos – zwei reine Redshirts also. Dann werden Punkte gezählt und der beste Nachwuchscaptain gekürt. So einfach ist das Grundkonzept von SPACE DRAGONS.

Die Namensgebenden Drachen erinnern mich an Seepferdchen .

Besonders wird das Ausspielen dadurch, dass einige Crewmitglieder zusätzliche Fähigkeiten besitzen. Manche schießen auf das Raumschiff des Drachenbändigers, andere fahren die Schilde hoch oder reparieren Schiffteile, die zuvor zerstört wurden. Manche haben Symbole, die gesammelt werden und am Ende mit zusätzlichen Punkten belohnt werden.

„Commander, wir melden uns an Deck!“

SPACE DRAGONS ist im Kern ein Stichspiel – wer die höchste Karte spielt, gewinnt den Drachen und damit Punkte. Klingt simpel und langweilig? Mitnichten! Hier bekommen wir nämlich nicht die Karten der anderen Mitspielenden, sondern unsere ausgespielten Karten bleiben vor uns liegen und zählen für den eigenen Aufbau. Dadurch ist das Spiel auch viel planbarer als herkömmliche Stichspiele. Ich fühle mich weit weniger dem Glück ausgeliefert als bei anderen Spielen dieser Art. Dies wird durch den vorangestellten Draft unterstrichen, denn ich kann abschätzen, welche Karten überhaupt vorkommen können. Lege ich zum Beispiel als erste Karte eine mit hohem Wert aus, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn die anderen auf mich schießen. Sitze ich hinten, kann ich sogar genau sehen, worauf ich mich einlasse. Eine planbare Galaxie!

Schon 20 Punkte, fünf blaue und vier grüne Symbole gesammelt. Die blauen Symbole auf schwarzem Grund übersieht man beim Gegenüber mal gerne.

Das Thema an sich überzeugt mich mittelmäßig, denn von Drachen im Weltall habe ich noch nie gehört. Aber eine Crew, die in einem Raumschiff fliegt, gefällt mir als alter Trekker natürlich. „Schießen“, „“Schilde“ und „Reparieren“ sind intuitive Konzepte im Sci-Fi-Universum, was bei der Erklärung hilfreich ist.
Schönheitsfehler finden sich bei der Umsetzung und Gestaltung. Das Anzeigen der Schilde und der Beschädigungen des Schiffs durch Karten hätte besser gelöst sein können, denn diese verrutschen sehr leicht. Ein Wertungsblock am Ende hätte dem Spiel sicher auch gutgetan, wenngleich die Punktezahlen noch überschaubare Dimensionen annehmen. Wirklich unübersichtlich wird es bei den Symbolen, die jeder Captain sammelt. Denn diese übersieht man leicht. Ein Symbolplan, bei dem jede Person seine aktuelle Symbolanzahl festhält, wäre notwendig gewesen.

Einmal um ganz wenige Centimeter verrutscht, schon könnte man denken, dass man schon mal Schaden bekommen hatte.

SPACE DRAGONS gelingt der Spagat zwischen Glück und Selbstbestimmung, sodass das Gefühl von Kontrolle erzeugt wird, obwohl noch genug Zufälligkeit im Spiel ist. Schon nach der ersten Partie merkt man den Ansteigen der Lernkurve und wegen seiner Kurzweiligkeit wird SPACE DRAGONS gerne gleich mehrfach hintereinander gespielt. Als Vielspieler hätte ich noch etwas mehr Varianz möglich gesehen, aber bis auf kleine Schönheitsfehler ist ein überzeugendes Gesamtprodukt entstanden, das mir auch thematisch gefällt. Alle Crewmitglieder an Deck! Wir gehen auf Schweine – äh, Drachenjagd!