CLUEDO – KRIMI & RÄTSEL : WER, WOMIT UND WO?

CLUEDO betitelt sich selbst als DAS klassische Detektivspiel. Und das Cover der Ausgabe meiner Kindheit hat sich bis heute in mein Hirn gebrannt: die Haushälterin Frau Weiß steht verborgen mit verzogenem Gesicht und einem Armleuchter in der Hand in der Mitte des Bildes und ganz vorne sitzt der untersetzte Herr Direktor Grün im schnicken Anzug und einer Zigarre in Mund. Ich verfolgte die gleichnamige SAT-1-Show, in der sich die Haushälterin Frau Weiß und Oberst von Gatow Wortgefechte lieferten und schaute auch die englische Ausgabe CLUE.
Heutzutage hat sich CLUEDO einer Frischzellenkur unterzogen: Frau Weiß ist ganz aus der Szenerie verschwunden und Herr Direktor Grün hat einen neuen Titel: Reverend Grün. Die beliebten Charaktere sind nun Protagonisten einer neuen CLUEDO-Ausgabe, die sich vom Eventtrend der Escapespiele inspiriert und eine Geschichte erzählt, die man nur einmal erleben kann.

Wir wählen einen der bekannten Charaktere des CLUEDO-Universums und erkunden die jeweiligen Kulissen. Auf den einzelnen Plänen stehen Zahlen und wir dürfen uns die Karte mit der gleichen Zahl aus einem Deck nehmen und vorlesen. Dadurch entdecken wir Gegenstände, Beweise, Rätsel und neue Planteile. Zum Beispiel kann ich in der Eingangshalle die Standuhr untersuchen und dann die entsprechende Karte vorlesen. Die Uhr ist kaputt und es wird die Uhrzeit 3:15 gezeigt, welche später als Passwort verwendet werden muss. Nach und nach werden alle Bereiche des Plans aufgedeckt und die Geschichte durch neue Kartendecks vorangetrieben. An Ende muss der Täter oder die Täterin dingfest gemacht werden, was durch Kombination der Beweislage meist recht einfach ist.

Die größte Stärke von CLUEDO ist das jeweilige Setting der Ausgaben: ein altes Herrenhaus, eine luxuriöse Yacht und ein mysteriöses Museum. Sehr detailliert und mit wunderschönen Illustrationen wird passend das Gefühl einer Murder-Mystery-Folge einer Serie aufgebaut. Karten werden auf den Plan gelegt und beleben durch dieses dynamische Element die Szenerie.
Leider gibt es manchmal erzählerische Dissonanzen: wie beim großen Bruder kann es durchaus passieren, dass mein gespielter Charakter der Täter ist und ich mich selbst überführen muss. Die Reihenfolge der Erkundung ist egal, sodass einfach jeder Punkt abgeklappert wird und so nicht immer eine konstante Geschichte entsteht. Auch ist die Zuordnung der Zahl am Ort nicht immer eindeutig, sprich: man denkt, man untersucht den Tresor, der in der Ecke steht und es wird etwas vom Gemälde vorgelesen.
Die einfach gehaltenen Rätsel sind sehr einfach und sprechen hauptsächlich Anfängerinnen und Familien an. Durch die Bezeichnung der Karten wird sehr häufig die erste Ziffer direkt klar, was auch vermeidbar gewesen wäre.

Die neue CLUEDO-Reihe ist ein Beispiel für verschenkten Potentiale. Ich mochte jeden Titel gerne, aber war danach immer enttäuscht, wie viel besser es doch hätte seien können. Das hervorragende SCOOBY DOO ESCAPE FROM THE HAUNTED MANSION (https://www.krimimaster.de/2020/09/10/scooby-doo-escape-from-the-haunted-mansion-da-ist-scooby-doo/) zeigt wie geht. Lebendige Charaktere, eine konsistente Geschichte und tolle Rätsel. CLUEDO bekommt in diesem Vergleich nur eine Teilnahmeurkunde.